Was sich mir ins Gedächtnis noch einbrannte, war ein heftiger Regenschauer in Kiew (kann ich mich bloß nicht genau erinnern, ob es ihn am 26., dem 27. oder dem 28. April gab). Ich kam ausgerechnet in diesen Regenschauer. Und sehen Sie, er war… irgendwie anders… irgendwie, weiß ich nicht… komisch. Das Wasser war irgendwie anders, der Geruch war anders. Ich kann es nicht erklären, aber den Regenschauer haftete mir wahrscheinlich für den Rest des Lebens im Gedächtnis. Er war irgendwie böse, dieser Regen, irgendwie wahrsagerisch war er…

Na also, wir hatten auch unseren eigenen Krieg. Diejenigen, die das Tschernobyl-Kraftwerk durchgemacht haben, wir hatten unseren eigenen Krieg. So muss man es auch sehen. Glücklicherweise war es ein Krieg, in dem wir ausschließlich Menschen retten und keine Menschen töten sollten. Das war wirklich gut, wenn man es gut nennen kann, dann war es wirklich gut.

Ich weiß nicht, ob es in meinem Leben eine gute oder eine schlechte Rolle gespielt hat, ich bin aber zumindest nicht nach Afghanistan gelangt. Dafür bin ich buchstäblich nach einem Monat in Tschernobyl gelandet. Man hat uns einbestellt und mitgeteilt, dass wir zu den Sicherungsstreitkräften des Innenministeriums der UdSSR einberufen seien und nach Kyjiw fahren würden, um Stadien zu bewachen. Man hat uns nicht gesagt, dass wir Tschernobyl bewachen fahren. Man hat uns gesagt, dass wir Stadien, Konzerte, verschiedene Massenveranstaltungen bewachen würden. Dass wir Stars und Unterhaltungskünstler sehen würden. Dass wir als Bewachungsmannschaft dieser Veranstaltungen eingeteilt würden.

Sie waren da, diese Einwohner, wie Partisanen. So haben wir sie auch genannt, Partisanen, die haben sich versteckt. Sie suchten aber nach Hilfe, denn die Miliz ist durch die Höfe gegangen und hat alle kontrolliert. Sie saßen in den Kellern. […] Aber sie wohnen ja, sie waschen, putzen, so was. Und wir sehen, wenn die Wäsche da hängt, muss da jemand im Haus sein. Da kam die Miliz und machte eine Säuberungsaktion. Sie suchte in allen Winkeln, doch die Bewohner saßen in den Kellern.

Wenn wir zum Kraftwerk fuhren, hatten wir einen furchtbaren Eindruck. Man fährt, und die Stadt ist leer. Das macht ein wenig Angst, ein wenig, verstehen Sie. Also, da liegen Spielzeuge auf der Straße, irgendwo wird gebaut, denn steht da dieser Tragkorb mit Mörtelstoff, da ragen Maurerkellen heraus. Wir sind von hier aufgebrochen, wo es Lachen, Freude und Leben gab, und kamen dorthin, und da gab es nichts dergleichen.